3. April 2020
Corona-Ferien – und nun?
Liebe Eltern,
die plötzliche Schließung der Schulen drei Wochen vor den Osterferien stellt wahrscheinlich viele von Ihnen vor eine große organisatorische Herausforderung. Neben dem Problem der Betreuungssituation für die Kinder, stellt sich vielleicht auch die Frage, wie nun der gemeinsame Familienalltag gestaltet werden kann. Diese Ferien werden sich für viele anders anfühlen, da beliebte Freizeitangebote nicht verfügbar sind. Deshalb hier einige Tipps und Anregungen, wie Sie als Familie mit einer, sicherlich für alle neuartigen, Situation umgehen können.
Wie gestalten wir den Alltag?
Die meisten Kinder und Jugendlichen werden sich wahrscheinlich über die vorgezogenen Ferien freuen. Einige reagieren jedoch evtl. empfindlich und verunsichert auf die spontanen Veränderungen. Deshalb ist es empfehlenswert, den Alltag so gut wie möglich zu strukturieren. Tages- oder Wochenpläne, auf denen etwa gemeinsame Mahlzeiten, Arzttermine, wer ist wann für die Betreuung zuständig etc. aufgelistet sind, bieten eine gute Orientierung. Möglicherweise geben einige Schulen Aufgaben mit. Auch diese sollten zu einem festgelegten, vorhersehbaren Zeitpunkt bearbeitet werden.
Für einige Kinder und Jugendliche ist es sicherlich verlockend, den ganzen Tag im Schlafanzug zu verbringen, wenn sie eh das Haus nicht verlassen müssen. Zur zeitlichen Orientierung und Unterscheidung der Tageszeiten ist es jedoch besser, die morgendliche und abendliche Routine des Umziehens beizubehalten.
Wie können sich die Kinder beschäftigen?
Da die Freizeitangebote außerhalb der eigenen Wohnung sehr eingeschränkt sind, wird eventuell schnell Langeweile aufkommen. Trotz Ausnahmesituation sollte der Medienkonsum nach Möglichkeit Ihre üblichen Vereinbarungen nicht überschreiten. Verbringen Kinder zu viel Zeit vor der Spielekonsole, dem PC oder Fernseher, verlieren sie schnell den Bezug zur Realität. Es müssen also Alternativen gefunden werden. Überlegen Sie gemeinsam, wie die freie Zeit gestaltet werden kann.
Hier einige Ideen:
- Projekte zu Lieblingsthemen gestalten
- Familien (Regel-)spiele
- Wiederentdecken von Spielzeug, das schon lange nicht benutzt wurde
- Ausreichend Bewegung (sofern möglich) draußen
- Einzelkontakte zu anderen Kindern (sofern Kontakte bestehen dürfen)
- Gemeinsames Kochen
- Verteilung von Aufgaben im Haushalt
- Möglicherweise dürfen Ihre Kinder keine Kontakte zu anderen lieben Menschen wie Freunden oder Großeltern haben. Hier könnten sie beispielsweise mit Briefen, Bildern, Fotos oder Telefonaten den Kontakt aufrechterhalten.
Wichtig! Sie müssen und können als Eltern ihre Kinder nicht den gesamten Tag beschäftigen. Eventuell befinden Sie sich sogar im Homeoffice oder haben andere wichtige Dinge zu erledigen. Aber auch sonst dürfen Sie sich selbst „Auszeiten“ gönnen. Kündigen Sie Ihren Rückzug vorab an „Mama/Papa möchte jetzt mal eine Stunde alleine was machen. Eventuell können Sie dies als feste Zeiten auch gleich in den Tages- oder Wochenplan einbauen.
Hilfe – Mein Kind spielt nur noch „Corona“
Kinder verarbeiten Dinge, die sie gedanklich beschäftigen, im Spiel (gleiches gilt für das Malen von Bildern). Es ist also nichts schlimmes, wenn spielerisch Arztbesuche, Krankheit und Sterben thematisiert werden, sondern eine ganz normale kindliche Strategie, mit der Situation umzugehen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, können Sie in das Spiel einsteigen und es in eine positive Richtung lenken. Schlüpfen Sie beispielsweise in die Rolle des Patienten, der sich nachdem er die Medizin genommen hat, schon viel besser fühlt. Oder in die Rolle des Arztes, der tolle Ideen entwickelt, wie das Kind wieder gesundwerden kann.
Wie erkläre ich Kindern die aktuelle Situation?
Ein Thema, über das die ganze Welt redet, lässt sich vor Kindern natürlich nicht verbergen. Kinder schnappen viele Informationen auf und bilden sich dazu ihre eigenen Phantasien. Um sie nicht weiter zu verunsichern, ist es wichtig, ihre Fragen und Sorgen ernst zu nehmen. Offene Gespräche helfen Kindern, die Situation besser zu verstehen und damit umzugehen. Versuchen Sie zunächst herauszufinden, was Ihre Kinder schon wissen und greifen Sie dies auf. Dabei ist es auch wichtig zu erklären, dass nicht alle Informationen, die verbreitet werden, auch richtig sein müssen. Beantworten Sie die Fragen ehrlich, aber in kindgerechter Sprache, ohne jedoch zu viele Details (Fallzahlen, schwere Krankheitsverläufe etc.) zu nennen. Hier einige mögliche Formulierungen:
- Das Coronavirus ist so ähnlich wie eine Erkältung mit Husten, Schnupfen und Fieber. Man bleibt zuhause und ruht sich aus, bis man wieder gesund ist. In der Zeit darf man nicht so viel mit anderen Kindern und Erwachsenen zusammen sein, damit man sie nicht ansteckt.
- Das Coronavirus ist für Kinder und auch die meisten Erwachsenen keine schlimme Krankheit. Menschen, die schon vorher krank waren, können aber dadurch noch schlimmer krank werden und müssen dann vielleicht auch ins Krankenhaus.
- Damit die Ärzte sich gut um die kranken Menschen kümmern können, ist es wichtig, dass nicht so viele gleichzeitig krank werden. Deshalb darfst du momentan nicht in die Schule, ins Schwimmbad etc., damit sich nicht so viele Menschen anstecken.
- Man kann sich durch Husten oder Niesen mit dem Virus anstecken. Das kennst du ja von einer Erkältung. Deshalb ist es wichtig, dass du dir ein paarmal am Tag die Hände mit Seife wäscht. (Das Händewaschen können Sie gut mit Ihrem Kind üben und zum Ritual werden lassen. Das gibt den Kindern zugleich das Gefühl, sich selbst aktiv schützen zu können.)
Wenn Sie nicht auf alles eine Antwort haben, ist das überhaupt nicht schlimm. Kinder brauchen nicht das Gefühl, dass Erwachsene allwissend sind, sondern dass sie mit ihren Sorgen nicht alleine gelassen werden.
Versuchen Sie zu vermeiden, dass Ihre Kinder sämtliche Nachrichten und Bilder im Fernsehen, Radio oder Internet mitbekommen. Mit Kindern ab dem Grundschulalter können Sie aber beispielsweise in Ihrer Familie das Ritual einführen, sich einmal am Tag gemeinsam eine kindgerechte Nachrichtensendung anzuschauen oder sich auf einer Internetseite für Kinder zu informieren. Hier einige empfehlenswerte Links zu Internetseiten und Sendungen:
https://www.zdf.de/kinder/logo (ab 8 Jahren)
https://kinder.wdr.de/tv/neuneinhalb/nachrichten/index.html (ab 8 Jahren)
https://www.kindersache.de/bereiche/nachrichten (ab 8 Jahren)
https://kinder.wdr.de/radio/kiraka/nachrichten/klicker/index.html (ab 8 Jahren)
Und zu guter Letzt: Sollten Sie weitere Fragen oder Probleme haben, die die Erziehung und Ihren Familienalltag betreffen, sind wir im Beratungszentrum Iserlohn für Sie telefonisch erreichbar.
Beratungszentrum Iserlohn: 02371 968130
Beratungsstelle Menden: 02373 65428
Beratungsstelle Hemer: 02372 14783
(Autor: N. Brodowski)