Zweckverband für
psychologische Beratungen und Hilfen

Beratungszentrum IserlohnUnsere AngeboteAutismustherapie

Autismustherapie

schuleschuheWenn bei Ihrem Kind der Verdacht auf eine autistische Störung besteht:

Im Beratungszentrum können wir durch bestimmte Diagnoseverfahren Vorbefunde erheben, ob eine Störung aus dem autistischen Formenkreis in Frage kommt. Die endgültige Diagnose „Autismus“ muss jedoch durch einen Facharzt gestellt werden. Deshalb vermitteln wir bei begründetem Verdacht an eine spezielle Praxis oder Klinik.

Wenn bei Ihrem Kind eine Störung aus dem autistischen Formenkreis diagnostiziert wurde:

Wir betreuen Kinder und Jugendliche (bis zum 18. Lebensjahr) aus Iserlohn, bei denen eine Störung aus dem autistischen Formenkreis (z. B. Asperger-Syndrom, atypischer Autismus) vorliegt. Welche Angebote wir Ihnen bei entsprechender Diagnose machen können, klären wir in einem persönlichen Gespräch. Dazu melden Sie sich bitte telefonisch oder persönlich in unserem Sekretariat an. Das autismusspezifische Angebot ist für Sie kostenfrei!

Bausteine der Autismustherapie

Da Kinder mit autistischen Störungen sich, wie andere Kinder auch, in ihren Stärken und Schwächen deutlich voneinander unterscheiden, kann es DIE Autismus-Therapie nicht geben. Daher besteht die Betreuung im Beratungszentrum aus verschiedenen Bausteinen, die je nach Möglichkeiten und Schwierigkeiten des Kindes und seiner Familie individuell zusammengesetzt werden.

Förderung von Fein- und Grobmotorik

Viele Kinder und Jugendliche mit autistischen Störungen haben Schwierigkeiten in der Feinmotorik, etwa bei Bastel- und Schreibarbeiten oder beim Schließen von Knöpfen, Reißverschlüssen, Schnürsenkeln etc.. Das Schriftbild ist oft recht undeutlich und mit einem hohen Kraft- und Zeitaufwand verbunden. Durch gezielte feinmotorische Übungen und Spiele lassen sich Handgeschicklichkeit und Auge-Hand-Koordination trainieren. Dies wirkt sich u. a. positiv auf die Stifthaltung und Stiftführung und somit auf die Lesbarkeit des Schriftbildes aus. Außerdem können wir gemeinsam nach alternativen Arbeitsmaterialien, wie etwa speziellen Stiften, um dem betroffenen Kind bzw. Jugendlichen das schriftliche Arbeiten zu erleichtern.

Ähnliche Probleme zeigen sich auch in der Grobmotorik, sowie in der Körperkoordination. Die Bewegungen der betroffenen Kinder und Jugendlichen wirken oft statisch und teilweise ungeschickt, sie fallen beispielsweise häufig hin, stolpern oder stoßen versehentlich Gegenstände um. Deshalb wird die Autismustherapie häufig durch ein Angebot in der Psychomotorik ergänzt.

Wahrnehmungstraining

Eine Besonderheit, die sich bei vielen Menschen mit Autismus zeigt, ist die veränderte Verarbeitung von Sinneseindrücken. Das bedeutet, die betroffenen Kinder und Jugendlichen nehmen visuelle, auditive, taktile oder auch soziale Reize anders wahr. So fällt es ihnen beispielsweise schwer, im Unterricht wichtige Informationen (Arbeitsaufträge etc.) von unwichtigen Nebengeräuschen zu unterscheiden. Bei der Betrachtung eines Bildes bemerkt das betroffene Kind oftmals viele Details, kann jedoch die Situation als Ganzes nicht erfassen. Dieser Aspekt erschwert häufig auch die Orientierung im dreidimensionalen Raum. Einige Kinder nehmen taktile Reize wesentlich intensiver wahr, reagieren daher besonders empfindlich auf Berührungen, bevorzugen bestimmte Kleidungsstoffe oder Nahrungsmittel.

Besonders deutlich zeigt sich die veränderte Reizverarbeitung in sozialen Situationen. Eine Vielzahl von auditiven und visuellen Informationen, die gleichzeitig auf das Kind eintreffen, erschwert ihm die Einschätzung der Gesamtsituation. So zeigt das Kind möglicherweise Reaktionen, die Außenstehenden völlig unangemessen erscheinen.

Im Rahmen der Therapie trainieren wir die gezielte Wahrnehmung über die verschiedenen Sinneskanäle. Zudem werden individuelle Strategien entwickelt, die das einzelne Kind im Umgang mit etwaigen Schwierigkeiten und Überempfindlichkeiten nutzen kann.

Erlernen alltagspraktischer Fähigkeiten und Förderung der Handlungsplanung

Aufgrund der zuvor beschriebenen Probleme in der Koordination von Bewegungen und in der Verarbeitung von Umweltreizen, haben viele der vom Autismus betroffenen Kinder und Jugendlichen Schwierigkeiten in der Planung von Handlungsabläufen. Sie benötigen mehr Zeit, um alltagspraktische Fähigkeiten wie eigenständiges An- und Ausziehen, Essen mit Messer und Gabel, Einpacken der Schultasche etc. zu erlernen. Vielen betroffenen Jugendlichen fällt es schwer, alleine mit dem Bus zu fahren oder selbständig Einkäufe zu erledigen. Ein wichtiges Ziel der Therapie besteht darin, derartige Situationen einzuüben und dem Kind bzw. Jugendlichen somit zu zunehmend mehr Eigenständigkeit zu verhelfen.

Eine zentrale Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch die Förderung der Kreativität, d. h. die Entwicklung und Umsetzung eigener Ideen etwa in Form von Werk- und Bastelarbeiten. Durch die Erforschung vieler verschiedener Spiel- und Arbeitsmaterialien, aber auch im Rahmen von Rollenspielen mit anderen Kindern wird die Flexibilität im Umgang mit neuartigen Situationen gefördert.

Förderung sozialer Kompetenzen

Kinder und Jugendliche mit Autismus haben Probleme, in unterschiedlicher Art und Weise Gefühle bei sich und anderen wahrzunehmen, zu verstehen und somit in der entsprechenden Situation in angemessener Form auszudrücken. Sie haben oftmals Schwierigkeiten, Gesichtsausdrücke zu erkennen und entsprechend richtig zu interpretieren. Es kommt daher häufig zu Fehlinterpretationen und unangemessenen Reaktionen. Negative Gefühle wie Wut und Angst werden mitunter extrem ungesteuert ausgedrückt, d. h. es kommt z. B. zu heftigen Wutausbrüchen, die für die Umwelt schwer nachvollziehbar sein können. Diese Gefühlsausdrücke lassen adäquate Feinabstufungen vermissen.

Die emotionale Reife von den betroffenen Kindern und Jugendlichen liegt meist hinter der von Gleichaltrigen zurück. Oftmals kann ein begrenztes Vokabular zur Beschreibung von Gefühlen vorhanden sein. Es besteht meist eine Unfähigkeit, Beziehungen zu Gleichaltrigen zu entwickeln, die das Teilen gemeinsamer altersentsprechender Interessen, Aktivitäten und Emotionen beinhalten.

Eine weitere Schwierigkeit autistischer Kinder und Jugendlicher ist das Verarbeiten unerwarteter Veränderungen in der Routine. Ist das Kind darauf nicht vorbereitet, reagiert es schnell mit Angstgefühlen und Rückzug oder auch aggressivem Verhalten.

Innerhalb der Autismustherapie werden soziale Interaktionsfähigkeiten, das Verständnis für das Verhalten anderer (Mimik, Gestik, Tonlage, Körpersprache) vermittelt. Mit Hilfe von Regel- oder Rollenspielen werden Aspekte kooperativen Spielens und Verhaltens trainiert.

Beratung von Eltern und anderen Bezugspersonen

Ein zentraler Baustein der Autismustherapie ist die Zusammenarbeit mit Eltern und anderen Bezugspersonen, wie Lehrern, Integrationshelfern etc. Im regelmäßigen Austausch werden Fortschritte, Ressourcen und Probleme des Kindes bzw. Jugendlichen besprochen.

Kinder und Jugendliche mit Autismus profitieren von strukturierten Situationen und klaren Regeln. Gemeinsam mit Eltern und Lehrern können etwaige Schwierigkeiten im alltäglichen Zusammenleben reflektiert und entsprechende Lösungsansätze erarbeitet werden. Diese reichen von kleinen Strukturierungshilfen (etwa beim Packen der Schultasche, beim Anziehen, bei den Hausaufgaben etc.) bis hin zum Einsatz von Integrationsbegleitern während des Unterrichts. Durch das Verständnis autismusspezifischer Besonderheiten und Probleme können bessere individuelle Lernbedingungen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen geschaffen werden. Davon profitiert einerseits das Kind selbst, andererseits können Konflikte mit Mitschülern gemindert werden.

Bei Bedarf unterstützen wir Ihre Familie auch bei rechtlichen Fragen – etwa zu Themen wie Nachteilsausgleich, Pflegegeld oder Schwerbehindertenausweis.